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Kurz vor Beginn der diesjährigen Hauptlesezeit (die ersten Trauben werden in den Rieden bereits geschnitten) machten sich 25 Mitglieder des St. Urbanus Weinritter Ordenskollegiums auf Einladung des Konventikels NÖ am 10. September 2022 auf ins Straßertal. In den Weingütern Patzl in Elsarn, Dolle in Straß und Zach in Hadersdorf (prämiert bei der JWTC 2021) gab es sehr unterschiedliche, aber nichtsdestotrotz spannende und interessante Einblicke in Kellertechnik und Weinphilisophie.

Straß 007

Nach einem reichhaltigen, ausgezeichneten Frühstücksbuffet im Markt Cafè in Straß ging's ins Weingut Patzl am Berg in Elsarn. Hier hat man eine Woche früher als im langjährigen Durchschnitt bereits mit der Lese begonnen, daher waren Juniorchef Rainer und sein Vater Hubert im Weingarten beschäftigt, während Margaretha Patzl und Schwiegersohn Markus Steinkellner unsere Delegation im kleinen Familienbetrieb Willkommen hieß. 5 Hektar werden bewirtschaftet, Trauben aus 2 ha werden zugekauft und für die Literware verarbeitet. Vor sieben Jahren hat Rainer den Betrieb übernommen, der zu 2/3 Weißweine und zu 1/3 Rotweine produziert. 

Straß 009

"Seit heuer sind wir auch ein Biobetrieb", erzählt Margaretha Patzl nicht ohne Stolz. Man habe alles in Eigenregie gemacht, denn sie und ihr Mann haben den Weinbetrieb und Heurigen erst 1990 begonnen. Dennoch kann man bereits auf zahlreiche Goldmedaillen bei der AWC-Trophy sowie der NÖ Wein-Prämierung verweisen. Die etwa 20 Jahre alten Reben wachsen auf den in der Region dominierenden Lehm/Lössböden und zeichnen sich durch dezente Fruchtigkeit und ein schönes Frucht-Säurespiel aus.

Straß 012

Nach einem sehr trockenen und spritzigen Frührotem Veltliner 2021 (13 Vol%, € 5,50), einem für das Weinbaugebiet Kamptal, zu dem das Straßertal gezählt wird, typischen Wein mit dezentem Kräuteraroma bestach der Riesling "Sandgrube" 2021 durch klare, reintönige Fruchtaromen, angenehmer Mineralik und gut eingebundener Säure (13 Vol%, 8,8 gS, 6,9 gRZ, € 10,-).  Dann kamen die zwei Lagenveltliner des Weingutes, GV Wechselberg 2021 (14 Vol%, 6,3 gS, 3,9 gRZ, € 9,-) und der GV Rosengartl (14 Vol%, 6,2 gS, 3,7 gRZ, € 12,-). Ersterer mit feiner Apfelfrucht und sehr feingliedrig trotz der 14 Vol%, zweiterer mit reifen Fruchtaromen und reifer Würze, saftig und komplex. 

Straß 019   Straß 020

Ein durchaus vielschichtiger Weißburgunder 2021 (13 Vol%, 6,7 gS, 4 gRZ, € 7,-) und eine im kleinen Holzfass ausgebaute, sehr cremige Chardonnay Reserve 2021 (13 Vol%, 6,2 gS, 9 gRZ, € 10,-) bildeten den Abschluss der ersten Verkostung. Mit dem Bus fuhren wir den Berg hinunter durch die Weingärten zurück nach Straß, ins Traditionsweingut Dolle. 240 Jahre lang war es im Besitz der Familie Brandl, bevor 1944 der Vater des jetzigen Patrons Peter Dolle, ins Weingut eingeheiratet und dieses ausgebaut hat. Das Familienwappen auf den Flaschenetiketten stammt übrigens aus dem Jahr 1776. 

Straß 022

35 Hektar werden von den insgesamt 560 ha in Straß vom Weingut bewirtschaftet, Trauben von weiteren 10 ha zugekauft. Bis zu drei Stockwerke tief ist der weitläufige Keller, in dem noch immer teilweise wie früher produziert wird. Da reihen sich große Holzfässer an kleine Barriques, Polyestertanks aus den 1960er Jahren mit einem Fassungsvermögen von 10.000 bis 23.000 Litern dienen zur Lagerung, moderne Edenstahltanks zum Ausbau der Weißweine. Etwa 11.000 Flaschen Altwein ruhen in den Kellertiefen, überwuchert von schwarzem Schimmel, der sogenannten "Kellerkatze". Ein Schatz, der nur ab und zu für Feste und Spezialverkostungen gehoben wird.

 Straß 038

Peter Dolle ist mit seinen 74 Jahren noch immer Alleinherrscher am Weingut, eine Übergabe an die nächste Generation ist gescheitert. Also macht er weiter, wie seit mehr als 50 Jahren, bis vielleicht ein Enkerl übernimmt. Denn immerhin ist Peter Dolle Gründungsmitglied der Traditionsweingüter Österreichs, verfügt das Weingut mit Rieden am Gaisberg über eine 1. ÖTW-Lage. 

Straß 029

Nach Surschnitzel und einem leichten GV Ried Hasel 2021 mit 11,5 Vol% (€ 7,50) wurde der GV Rosengartl Kamptal DAC 2021 verkostet. Mit 12,5 Vol%, Aromen nach Zitrusfrüchten, Steinobst, gelbem Apfel zeigte sich der Wein sehr reif und voll (€ 11,50). Anders dann der GV Gaisberg 2020 aus der 1. ÖTW-Lage Kamptal DAC mit 13 Vol%. Auf Urgesteins- und Lössböden gewachsen zeigte er Aromen nach frischen grünen Früchten und eine gute Süße-Säure-Balance (€18,-). 

Straß 051

Danach zwei Rieslinge, Ried Brunngasse 2020 Kamptal DAC (13 Vol%, € 9,90) sehr frisch, säurebetont, Aroma nach Weingartenpfirsich und Wiesenkräutern, und Ried Gaisberg 1.ÖTW Privat Kamptal DAC 2017 mit 15 Vol% um € 27,-. Im Barrique ausgebaut, Goldgelb, mit sehr üppigen Aromen, einer deutlichem Petrolnote und exotisch-floralem Geschmack. Sieger der Kamptal Trophy 2020 und mit Gold bei der NÖ-Weinprämierung ausgezeichnet.

Straß 054 

Kräftig, im französischen Barrique ausgebaut dann auch der Grauburgunder "Symbiose" 2019 mit 14,5 Vol% um € 17,-. Mit Vanille, Rauch- und Röstaromen, cremig und weich, sehr lang, aber vielleicht eine Spur zu viel Holzeinsatz. Deutlicher Holzeinsatz war auch bei den beiden verkostete Rotweinen erkennbar: St. Laurent 2017 aus dem großen Holzfass mit 13,5 Vol% um € 9,70 und Zweigelt Reserve 2016 (zu einem Drittel im Barrique) mit 13 Vol% um € 14,50.  

Straß 059

Mit der Rotweincuvèe "Année" (CS, ME, PN) 2016 mit 13,5 Vol% um € 18,- mit Pflaumen und Tabknoten sehr toastig und tanninhältig ging diese Verkostung zu Ende. Und die Reise ging weiter zum Winzerhof Zach nach Hadersdorf am Kamp. Gelegen mitten in den Weingärten am Sachsenberg hat Jungwinzer Michael Zach im Vorjahr bei der JungWinzer CompetenceTrophy des St. Urbanus Weinritter Ordenskollegiums zweimal den 2. Platz gemacht: Bei Weißwein Klassisch mit seinem Gelben Muskateller 2020 und bei Weißweine Reserve mit seinem GV Mammut 2020 (siehe "JungWinzerCompetece Trophy 2021"). 2019 ist der Betrieb von grundauf modernisiert worden, heute läuft hier sehr viel computergesteuert mit minimalem Personalaufwand nach den neuesten Verarbeitungsmethoden ab. 

Straß 065

Wobei eine ideale Verbindung zwischen altem Weinkeller (zur Fasslagerung der fertigen Weine) und modernster Kellertechnik (für die gesamte Verarbeitung) gelungen ist. 14 ha mit insgesamt 50 Parzellen in den unterschiedlichsten Lagen werden bearbeitet - und die Qualität gibt Zach jun. Recht. Vier sehr unterschiedliche Veltliner gab es zu verkosten: der GV Veltlinerhauch Kabinett 2021 mit 12,5 Vol% leicht, frisch und fruchtig, der GV Classic Kamptal DAC 2021 mit 13 Vol% mit frischem Pfefferl, der GV Mammut Kamptal DAC 2020 mit 13,5 Vol%, teilweise in gebrauchtem Holz ausgebaut, cremig und lang sowie der GV Karl 2021 (benannt nach dem Großvater Karl Zach) mit 13 Vol% im großen Holzfass ausgebaut, vollmundig und kraftvoll.

Straß 079

Trocken und ein bisschen flach dann der Riesling Gaisberg 2021 mit 13 Vol%, zart und elegant hingegen der Pinot Blanc 2021 mit 12,5 Vol%, kräftig der Chardonnay Ried Lamm 2021 mit 13 Vol% und nussig-üppig der Chardonnay Barrique 2020 mit 14 Vol%. Bis auf diesen Wein (€ 14,-) liegen die Preise für alle anderen jeweils zwischen € 5,20 und € 6,20, also ein wirklich tolles und sensationelles Preis-Leistungsverhältnis. Michael Zach, ein Name, den man sich merken sollte, denn er ist ganz klar auf dem richtigen Weg zum Top-Winzer. 

Text und Fotos: Christian Stöger

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