Mit Informationen zur "Kellerwirtschaft" gab's am Dienstag, den 28.11.22, für die Mitglieder des St. Urbanus Weinritterordenskollegiums den Abschluss des Weinjahres bei Ordenswinzer Rainer Christ in Stammersdorf. Nach den Themen Rebschnitt im Frühjahr, Laubarbeit im Sommer und Lese im Herbst gab es diesmal Informationen dazu, was der Winzer zu Jahresende im Keller machen muss, damit aus dem Rebensaft qualitativ gute Weine werden. Aus Hygienegründen gab's beim Besuch im Gärkeller blaues UV-Licht, um die Vermehrung der Fruchtfliegen zu verhindern.
Im WG Christ wird biologisch gearbeitet und alle Trauben werden händisch gelesen. DerTransport der Trauben erfolgt in kleinen Kisten, damit so wenig wie möglich Quetschungen passieren. "Gepresst wird bei uns teilweise die ganze Traube, also mit den Stengeln, teilweise werden die Beeren auch vorher gerebelt. Je nachdem, welches Ergebnis wir erreichen wollen", so Rainer Christ. Gepresst wird pneumatisch mit sanften 1,2 bar. "Das ist etwas weniger als der Händedruck eines Säuglings", so Christ.
Der Most wandert danach in den Gärbehälter, wo sich die Trubstoffe absetzen. "Wir ziehen den klaren Most ab, das Sediment, das sogenannte Trubdepot, wird dann noch einmal aufbereitet, um so wenig wie möglich Saft zu verlieren. Der Rest kommt mitsamt den Stielen und Schalen wieder als Dünger in den Weingarten zurück." 50 Gärtanks stehen im Christ'schen Keller, die Temperatur-geregelt sind. Der Most wird auf 15° gekühlt, bei der Entschleimung sogar auf 10°. Für die Gärung wird die Temperatur dann auf 16-20° C angehoben.
"Wir setzen bei der Vergärung nur physikalische, aber keine chemischen Maßnahmen und arbeiten mit eigenen, natürlichen Hefen. Die haben wir als Reinzuchthefen aus alten Selektionen gewonnen", erklärt Christ. 3-4 Wochen dauert die Weißweingärung, "einige Weine brauchen auch schon mal ein bisschen länger". Weine, die länger auf dem Geleger (der Maische) liegen, sind komplexer als solche, die abgezogen werden und somit mehr Frische zeigen. Wie etwa der bereits jetzt gefüllte Jungwein, ein Chardonnay 2022. "50.000 Flaschen wollen wir bis morgen füllen", so der Ordenswinzer.
Die interessierten Besucher erfahren dann noch viel zu den Themen Filtration (wird im WG Christ über Kieselgurfilter gemacht), malolaktische Rotweingärung durch Bakterien bei 20-22°, um die neben der stabilen Weinsäure instabile Apfelsäure abzubauen sowie den Einsatz von Holz beim Rotwein. Rainer Christ: "Wir haben so zwischen 80 und 100 Barriquefässer, um unseren Rotweinen je nach Bedarf die richtige Reifung zu ermöglichen."
Nach so viel Theorie ging's ans Verkosten. Zuerst eine Probe des CH 2022, entnommen aus dem oberen Tankbereich. Mit 13 Vol% zeigte sich dieser Wein bereits sehr rund, mit eicher Struktur und schönem Schmelz. Der nächste Wein stammte aus dem Jahr 2021, der WB "Vollmondwein", ein ausdrucksstarker Vertreter eines großen Weinjahres, das durchwegs gut gereifte Weine hervorbrachte.
Aus dem Jahr 2020 dann ein Traminer Ried Kirchberg. "Der kleine Burder des 2021ers, ein gutes, nicht ganz so warmes Weinjahr mit guter Reife und moderaten Alkoholwerten, aber nicht ganz so üppig 2021", erklärt Rainer Christ. Aus dem Jahr 2019 dann der GS "Peterhof". "Der Gemischte Satz ist übrigens der einzige Wein in Österreich, wo bereits der Anbau kontrolliert wird. Er muss mindestens drei Sorten enthalten, wovon eine maximal 50% sein darf, eine mindestens 10%. Wünschenswert sind allerdings 6-7 Sorten wegen der Biodiversität im Weingarten. Bei mir sind es 8-10 Sorten." 170 ha Anbaufläche hat der GS von 700 ha Wiener Rebfläche.
Es folgte das Jahr 2018 und der GV Bruch, der Paradeveltliner des Hauses mit 12,5 Vol% sehr schlank. Trotz des extrem heißen Jahres, "bei dem die Lese bereits am 20. August begonnen hatte und mit Monatsende fertig war. Ein Ausnahmejahrgang, mit kräftigen, vollmundigen Weinen". Aus 2017 der SB Ried Breiten, Landessieger 2018, der allerdings schon viel von seinen Primärfruchtaromen verloren hat. "2016 war ein gemäßigter, kühler Jahrgang mit frischen Weinen." Wie der Riesling "Wiesthalen" mit 11,5 Vol%, der sich reif, elegant und dicht im Glas präsentierte. Und zum Schluss dann noch der Top-Wein des Weinguts, der Grüne Veltiner X.
"2015 war ein gutes Reifejahr mit Trockenphasen, die diesem Wein aber gut taten. Die 40 Jahre alten Reben wachsen auf Schotterboden, sind tief wurzelnd und bringen sehr dichte Weine hervor", zeigt sich Christ begeistert. Der GV X - X wie Xtrem - begeisterte aber auch die 23 Weinritter mit seiner Reife und tollen Struktur. Ein Wein für besondere Anlässe und ein würdiger Abschluss des Weinjahres im WG Christ.
Text und Fotos: Christian Stöger