Widerstandsfähiger gegen Pilzerkrankungen und resistenter gegen Frostschäden sollen die neuen Rebsorten sein, die an der Weinbauschule Klosterneuburg nach traditioneller Art und Weise gezüchtet werden. Nicht gentechnisch verändert, sondern traditionell nach Mendelscher Vererbungslehre gekreuzt, entstanden und entstehen neue Reben. Das erklärte Dir. Dr. Reinhard Eder den Mitgliedern des St. Urbanus Weinritter Ordenskollegiums beim Ordenskonvent am 17.10.2016, wo man auch Einblick in die Forschungsarbeit und den Betrieb der Schule erhielt. Und man erfuhr, dass nicht die Säure im Weißwein, sondern eher die Gerbstoffe im Rotwein Gastritis verursachen.
Offiziell heißt sie "Höhere Technische Lehranstalt und Bundesamt für Wein und Obstbau", wurde 1860 gegründet und ist nicht nur die älteste Weinbauschule der Welt, sondern damals war Österreich auch das größte Weinbauland der Welt. Heute teilt sich die Anzahl der Mitarbeiter zu einem Drittel auf den Schulbetrieb auf, zwei Drittel sind in der Forschung tätig. Und dafür braucht man Zeit, wie Dr. Eder in seinem Vortraug ausführte.
Was neue Rebsorten angeht, wurde der Donauriesling bereits 1978 gekreuzt, 1995 selektiert und 2011 erstmals als eigenständige Rebsorte zugelassen (Prüfnummer 1680-3R/19). Auf knapp 30 ha hat die Weinbauschule diese neue Qualitätsweinsorte ausgepflanzt, die mittlerweile auch bei manchem Winzer ausgesetzt wurde. Neu hingegen ist der Donauveltliner, eine Kreuzung von Grünem Vetliner und Seyval blanc. 1996 erstmals gekreuzt, 2011 der weinbaulichen Prüfung unterzogen, mit der Prüfnummer 1976-10-1-24 (I276) versehen, wird er auf 20 ha ausgebaut und zeigt eine hohe Krankheitsresistenz. Frostfest zeigt sich der Blütenmuskateller (Cvetocnjy od. Zwetotschny, russ. "Der Blütige"), bereits 1947 aus Seveny und Muskat gekreuzt, dann aber in Vergessenheit geraten ist. Nun wurde er in Klosterneuburg neu selektiert und verbessert. Ganz neu ist hingegen der Versuch mit der Pinot nova-Rebe, einer Kreuzung aus Blauburger und Malverina. Sie benötigt nur einen eingeschränkten Pflanzenschutz, ist widerstandsfähig und erinnert geschmacklich ein wenig an St. Lauent.
Neben der Neuzüchtung und Kreuzung von verbesserten Rebsorten gibt es in Klosterneuburg auch Versuche mit der Gründüngung im Weingarten sowie dem Einsatz von organischem Handelsdünger. Darüberhinaus gibt es Untersuchungen zum Herbizideinsatz im Weingarten. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Nachhaltigkeit, und hier hat die Weinbauschule Klosterneuburg nun das "Nachhaltig Austria"-Gütesiegel kreiert. Womit ebensolche österreichischen Weine ausgezeichnet werden.
Ein großer Themenbereich ist auch das Thema "Smart Viticulture", die ferngesteuerte Landwirtschaft, der Einsatz von Robotik und Mechatronik im Weinbau. Computergesteuerte Sensoren messen Bewässerung, Düngung, entsprechende Maschinen (auch zur Ernte) kommen über GPS-Steuerung als Selbstfahrer zum Einsatz.
Ein weitläufiges Gebiet für Forschung und Anwendung ist natürlich die Schädlingsbekämpfung im Weinbau. Hier vor allem der Kampf gegen die japanische Kirschessigfliege oder den asiatischen Marienkäfer, die unerwünschte Zusatzaromen im Wein hinterlassen. Doch nun hat man Möglichkeiten gefunden, diese unerwünschten Aromen (Essigstich, Bitterstoffe oder auch Schimmelaromen) aus dem Wein wieder heraus zu filtern. Eine Reduktion um bis zu 90% ist dabei bereits möglich. Ebenso hat man Verfahren zur Alkoholreduktion im Wein verfeinert. Denn aufgrund der Klimaerwärmung ist ein Anstieg der Alkoholwerte im Wein festzustellen. Und den kann man mit Hilfe hydrophober Membranen signifikant senken - ohne all zu viele Geschmackseinbußen in Kauf nehmen zu müssen. Den Konsumenten blieb da staunend der Mund offen.
Staunen auch über die Erkenntnis, dass Wein durchaus gesundheitsfördernd sein kann. Was jetzt aber nicht unbedingt eine Neuigkeit ist. Aber dass Weißwein etwa nicht - aufgrund seiner höheren Säurewerte - für Beschwerden wie Gastritis und Sodbrennen verantwortlich ist, sondern vielmehr Rotwein diese Beschwerden fördert. Und das aufgrund der höheren Gerbstoffanteile. Das war vielen neu.
Am Ende seines Vortrages stellte Dir. Eder noch einige Skurrilitäten zum Thema Wein vor: wasserlösliches Weinpulver etwa, dass es im Internet zu kaufen gibt, und dass nach Aussage von Dir. Eder "wirklich schaurig schmeckt". Dann gibt es etwa die sogenannte -Maschine "D-Vine" um rund € 1.000,-. Die wird mit 100 ml Weinkapseln gefüllt, und die Maschine sorgt für die richtige Temperatur und Belüftung des jeweiligen Weines, bevor er wie bei einer Kaffeemaschine durch Düsen ins Glas abgegeben wird. Und das durchaus gekonnt. Etwa € 6,- kostet so eine Kapsel, die es bisher in sechs international gängigen Weinsorten gibt.
Neuigkeiten im Weinbau von HR Dipl-Ing. Dr. Reinhard EDER
Um Wein aus der traditionellen 7/10-Flasche ging es dann bei der Präsentation des Weinritter Geheimnisses Nummer V. Zuerst gab es jene Weine vom Weingut Rudolf und Anita Schwarzböck aus Hagenbrunn, die für die Cuvéetierung verwendet worden sind: Der GV Ried Aichleiten 2015, eine DAC Reserve aus 32 Jahre alten Reben mit 14%, ein Riesling Ried Aichleiten 2015 Reserve mit 13% und ein Grauburgunder Ried Aichleiten Reserve 2015 mit 14,5%, wovon 1/4 im neuen und 3/4 im gebrauchten Barrique ausgebaut worden ist. Im Verhältnis 50% RR, 25% GV und 25% GR machen diese drei gehaltvollen, vollmundigen Weine die neue Weinritter-Cuvée, die durchwegs begeisterte (siehe auch "Weinrittercuvée GEHEIMNIS"). Erstmals also ein Weinritter-Weißwein, das "Geheimnis V" um € 14,-, von denen ein Teil für die Prämierung des NEWCOMER AWARDS der Junwinzer verwendet wird. Ein Wein zur Nachwuchsförderung sozusagen.
Text: Christian Stöger
Fotos: Ingrid Hamersky