Es war eine wirklich exklusive Weinreise, die 25 Mitglieder des St. Urbanus Weinritterordens am Samstag, den 20. Juli 2019, nach Weißenkirchen und Unterloiben geführt hat. Organisiert von Ritter Peter Sax konnten wir die Paradeweingüter Prager, Jamek, Knoll und Tegernseerhof besuchen und insgesamt 34 Weine verkosten. Vor allem Grüne Veltliner und Rieslinge, die Leitsorten der Wachau - und darunter Smaragde aus den besten Rieden wie Achleiten, Klaus, Schütt oder Kreutles. Ein Genuss der Sonderklasse.
Mit dem Bus von Wien-Heiligenstadt in die Genussregion Wachau: 1.350 ha Weinanbaugebiet, 124 Rieden, 34 Subrieden, 17 Winzer bei der 1983 gegründeten Qualitätsgruppierung "Vinea Wachau Nobilis Districtus" unter dem derzeitigen Obmann Emmerich Knoll. 57% der Anbaufläche Grüner Veltliner, 17% Riesling, die beiden Leitsorten der Wachau. Diese kommen, je nach Reifegrad und Alkoholgehalt, in den drei Marken Steinfeder (-11,5%, leicht, frisch, fruchtig), Federspiel (11,5-12,5%, gehaltvolle Lagenweine) und Smaragd (ab 12,5%, dichte, kraftvolle Weine aus den besten Lagen) vor. Wir hatten das Vergnügen, diesmal durchwegs Federspiele und Smaragde, hauptsächlich aus den heißen Jahrgängen 2017 und 2018 zu verkosten.
Los ging's im Weingut Prager in Weißenkirchen, wo wir vom Gründer der "Vinea Wachau", dem früheren Bürgermeister und Top 5-Winzer der Wachau, Anton Bodenstein, begrüßt wurden. Wobei wir erfuhren, dass Weissenkirchen das wahre Zentrum und der Ursprung der Wachau ist. Denn bereits 803 von Karl dem Großen schriftlich genannt ist es bis heute der einzige Ort, der im Namen "in der Wachau" führen darf. Nach einem interessanten Ausflug in die Geschichte und die Entwicklung des Wachauer Weinbaus (das heutige Weingut Prager wurde als "Ritzlinghof" bereits 1302 erstmals erwähnt und war eine Pferdewechselstation auf dem Weintransportweg im Besitz des Klosters Zwettl, später zugehörig dem Kloster Michelbeueren), ging's im alten Gewölbe ans Verkosten.
Fünf Grüne Veltliner, darunter die grandiosen Smaragde aus der Ried Achleiten (50 Winzer teilen sich die 19 ha auf) oder dem Zwerithaler Kammergut aus der nur 2 ha großen, terrassierten Subriede vom Buschenberg im Donauknie Richtung Dürnstein. Durchgehend Jahrgänge 2018 zeigten diese sich reif, mit schöner Säurestruktur, vollmundig und lang. Die Smaragd-Rieslinge 2018 überraschten durch intensive Mineralik, schöne Apfel- und Marillennoten und zeigten sich bereits jetzt sehr trinkfreudig. Besonder sei hier der Smaragd aus der Ried Klaus erwähnt, der steilsten Lage der Wachau mit einer Neigung bis zu 77 Prozent anschließend an Achleiten.
Nur ein Stück weiter fanden wir uns anschließend beim Weingut Jamek ein. Dynastiegründer Anton Jamek stammte aus einer Wirtsfamilie und hat das Weingut in Weissenkirchen 1912 käuflich erworben. Sein Sohn, Josef Jamek, hat sich ab 1959 für Qualität im Weinbau eingesetzt und ging vom üblichen Brauch des Aufzuckerns der Moste ab, baute den ersten "trockenen" Wein aus der Ried Klaus aus. Zuerst belächelt hat er damit den Weinbau nicht nur in der Wachau, sondern in ganz Österreich revolutioniert. Denn seither sind trockene, fruchtige und terroirbetonte Weine ein Zeichen für österreichischen Qualitätswein.
Auf der Terrasse des Hauses mitten in den Weinbergen wurden wir von Herwig Jamek durch die Verkostung geführt. Die Grünen Veltliner (hier gab es mit dem "Mariengarten" die einzige Steinfeder des Tages - der sogenannte Paradewein der Wachau: frisch, fruchtig, umkompliziert) führten nach dem "Liebenberg" auch wieder in die Riede "Achleiten" (als Federspiel und als Smaragd, wobei letzterer mit 6,5 g deutlichen Restzuckeranteil aufweist).
Herausragend war dann der Weißburgunder Smaragd "Hochrain", einer nur 1 ha großen Riede mit 70 Jahre alten Reben. Der begeisterte mit exotischem Fruchtaroma, einer Reife und Fülle, die neben seinen 14% Alkohol auch noch eine lange Lagerfähigkeit ausweisen.Was auch für den Riesling "Klaus" gilt. Auch hier konnten wir Federspiel und Smarad vergleichen, dazu noch eine sehr fruchtige Beerenauslese aus der Ried "Klaus" mit 193 gRZ und 10% Säure. Fruchtig, rund, toll.
Zu Mittag gab's im schattigen Gastgarten des Loibnerhofes der Familie Knoll in Unterloiben zum einen Terrine von Eierschwammerln mit getrüffeltem Blattsalat und einem original Wacher Laberl sowie ein gebratenes Kalbsbutterschnitzel mit Petersilerdäpfel, zum anderen Spanferkelsulz mit Kernöl, Jungzwiebeln und einem Wachauer Laberl, danach gebratene Lachsforelle mit Risotto. Gleich nebenan führte dann August Knoll im elterlichen Weingut, das 18 ha bearbeitet, durch die Verkostung. Nach dem "Loibner" Federspiel 2018 glänzten die 2017er Smaragde "Kreutles", "Loibenberg" und "Loibner Vinothekabfüllung" wie Edelsteine goldig im Glas. Dichte Weine mit üppigem Körper und kräftigem Aroma. Eine Eigenschaft, die wir auch bei der Fassprobe des GV "Schütt" 2018 (der Jg. 2017 ist ausverkauft!) feststellen konnten, der in den kommenden Wochen gefüllt wird. Sensationell auch die Rieslinge, sowohl der "Kellerberg" als auch der "Schütt" aus dem heißen Jahr 2017. Frisch, mit Zitrus-Apfelaromen, dichter Struktur und bereits animierender Trinkreife ein echter Hochgenuss. Der noch durch die GV Beerenauslese 2017 mit 13,5% Alkohol, 70g RZ und 6,5g Säure übertroffen wurde.
Zur letzten Station ging's nur wenige Meter weiter in Unterloiben, zum Weingut Tegernseerhof von Martin Mittelbach. Im Jahr 1003 das erste Mal als Kloster Tegernsee erwähnt, wurde das heutige Gebäude als Lesehof im Jahr 1176 erbaut. 28 ha werden heute von der Familie Mittelbach bewirtschaftet, und das auch schon in sechster Generation.
Frisch und fruchtig zur Einstimmung die "Federspiele" 2018, sowohl beim GV als auch beim Riesling. Genau das Richtige an einem heißen Tag wie diesem Samstag. Dann die drei Veltliner-Granaten "Bergdistel", Ried "Schütt" und Ried "Loibenberg", letztere aus dem Jahr 2010. Mit tiefem Goldgelb, sehr intensiver Fruchtnase und kräftigem Körper ein gutes Beispiel für einen nicht mehr ganz jungen Wein - der aber durchaus noch Potenzial für weitere Jahre aufweist. Das haben zweifelsohne auch die Rieslinge "Loibenberg" und "Steiertal" 2018, die mit dezenter Unaufdringlichkeit begeisterten. Der Gemischte Satz aus der Ried "Zwerithal" vereint 20 verschiedene alte Rebsorten, deren Namen selbst der Winzer Martin Mittelbach nicht mehr kennt. Es sind alte Sorten aus dem rund 100 Jahre alten Weingarten, die einen extraktreichen, von Restsüße geprägten Wein ergeben.
Nach 9 Stunden und 34 Weinen ging diese exklusive Reise zu einigen Top-Weingütern der Wachau zu Ende. Der eine oder andere Smaragd, der eingekauft wurde, wird wohl noch lange Freude bereiten - und an diesen speziellen Ausflug der St. Urbanus Weinritter erinnern!
Text und Fotos: Christian Stöger