Eine gelungene Kombination von Wein und Klassik gab's am Dienstag, den 30. Juni 2015, im Sommerrefektorium der Michaelerkirche für die St. Urbanus Weinritter. Klassisches Klavier und Weine von Martin Weinand, der mit dem Winzer Kurt Feiler einen Genuss-Bund geschlossen hat, um seinen ganz persönlichen Lieblingswein zu kreieren. Das Ergebnis sind Weine, die den Mainstream konsequent verlassen, und als "interessant" bezeichnet werden können.
13 Weine, ein Frizzante und ein sensationeller Birnen-Cider wurden von den St. Urbanus Weinrittern verkostet, wobei diese Verkostung unter dem Motto "interessant" zu sehen war. "Interessant" wird allerdings oft gebraucht, wenn man die Katastrophe im Glas liebevoll umschreiben möchte. In diesem Fall heißt das aber eindeutig, dass die verkosteten Produkte eine deutliche, sehr persönliche Handschrift zeigten und einen ausgeprägten Charakter hatten. Nach dem Auftakt mit einem Muskat-Frizzante vom Weingut Feiler-Artinger aus Rust, der durch ausgeprägten, harmonischen Sortencharakter und zarter Süße begeisterte, gab es Beethovens Symphonie Nr. 2 in D-Dur, 1. Satz, Op.86., gespielt von Konzertpianistin Sandra Reindl-Schweighofer, einem Mitglied des Konventikels Wiener Weinberge, zusammen mit Jui-Lan Huang 4-händig.
Im Anschluß folgten drei Weine von Familie Mehofer vom Neudeggerhof am Wagram. Seit 300 Jahren gibt es das Familienweingut in Neudegg, seit 1992 wird hier Bio-Wein nach organisch-biologischen Richtlinien ausgebaut. Die "Lösspiration" zeigt, dass mit den neuen PiWi-Sorten (Pilzwiderstandsfähig / -resistent; Namen wie Johanniter, Bronner etc.) durchaus auch ein ansprechender Bio-Wein mit 11,5 % Alkohol machbar ist. Ein Roter Veltliner "Riesmein" 2014 von sehr guter Qualität für diesen Jahrgang, gefolgt von einem knackigem Gemischten Satz "Alter Weingarten" mit ausgeprägter Aromatik, komplettierten diesen Teil der Verkostung.
WEINAND’s weiß, insgesamt vier verschiedene Weißweincuvees der Jahrgänge 2009, 2010, 2011 und 2012, aus immer wieder abwechselnden Sorten komponiert, immer wieder ein abwechselndes Spiel von aromatischer Reife, Holz, Frucht, Säure und nicht zuletzt Restzucker. Dazu wurden auch süße Weine zum Verschneiden verwendet, um den komplexen, ausgeprägten und teilweise intesiven Eindruck am Gaumen und in der Nase zu erzeugen.
Diese Weine haben sich in der Spitzengastronomie innerhalb kürzester Zeit ihren Platz erobert (z.B. Steirereck), da es sicherlich recht spannend ist, ein entprechendes Gericht und den Wein miteinander spielen zu lassen. Bei allen Vorzügen lassen diese Weine im Alltag aber ein gewisses unkompliziertes Trinkvergnügen vermissen – wozu sie aber vermutlich auch nicht gemacht wurden. Was auch aufgrund des Preises von € 22,- deutlich wird.
Nach der Weißweinverkostung wieder Klavier: "Danza sorrentina" von Sigmund Thalberg und als Zugabe Beethoven Symphonie 5 in C-Moll, 1. Satz, Op.67 - ein richtiger Ohrenschmaus!
WEINAND’S rot ist, wie bei den Weißen und danach bei den Süßweinen, eine Zusammenarbeit mit dem Weingut Feiler-Artinger aus Rust. Diese Weine werden erst nach entprechender Reife auf den Markt gebracht, um dem österreichischen ‚Kindsmörder‘-Image mit viel zu jung getrunkenen Rotweinen entgegen zu wirken. Die Sorten Syrah und Cabernet Franc sind in den Cuvées die Hauptvertreter, mit weiteren Anteilen von Cabernet Sauvignon, Merlot und/oder Zweigelt.
Verkostet wurden die Jahrgänge 2003, 2007, 2008 und 2009 sowie der Jahrgang 2011. Insgesamt präsentieren sich die Weine auf sehr hohem Niveau, je nachdem etwas mehr auf der rassigen, erdigen, bissigen oder würzigen Seite. Herausragend war dabei der 2011er, der bei Blindverkostungen ganz vorne an der Spitze zu finden war. Schade nur, dass der erst frühestens in einem Jahr auf dem Markt sein wird. Wirklich Top auch die Cuvée ZERO aus 2003. Preislich liegen die Rotweine mit 45 Euro auch im eher gehobenen Segment.
Weiter ging es mit einem Birnen-Cider vom "Wastlbauer" Karl Wagner aus Strengberg, der sich feinfruchtig, harmonisch, unkompliziert und wirklich schön präsentierte – alles Gründe, warum dieses Produkt der Top-Seller bei Weinand ist!
Bei den beiden Süßweinen, WEINAND’S Ausbruch (90% PN + 10% ZW) und die "Zweigelt Essenz", Ruster Ausbruch von Feiler-Artinger, lässt sich wieder trefflich streiten über Frucht, Säure, Farbe – aber und vor allem über die Süße! Nichts zu streiten gab es bei WEINAND’S Schokolade (Kooperation mit ‚Wiener Schokoladekönig Leschanz') in vier verschiedenen Geschmacksrichtungen - einfach ein sinnliches Erlebnis im Schokoladehimmel!
Den Abschluß der Verkostung bildete WEINAND’S Gelée (eine Kooperation mit ‚Trausners Genuss Werkstatt‘) – auch hier ein kaum zu überbietender Eindruck von harmonischer Fruchtintensität, basierend auf schwarzer Johannisbeere, Himbeere und anderen Zutaten.
Den im positiven Sinn "interessanten" Abend rundeten ein musikalischer Genuss vom Klavier, ein Buffet voller kulinarischer Köstlichkeiten sowie ein Mystery-Wein aus dem Jahrgang 1973 (!!) ab.
Text: Engelbert Kitzler, Ingrid Hamersky
Fotos: Karl Juris