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Roter gegen Grüner Veltliner - eine Glaubensfrage? Gehört der Grüne Veltliner (grüngelbe Beeren) zur Paradesorte Österreichs mit einer Anbaufläche von 13.518 ha oder 29,4% , so ist der Rote Veltliner (fleischig-rote Beeren, eine autochtone Rebsorte, nicht verwandt mit dem Grünen Veltliner) mit einer Anbaufläche von 193 ha oder 0,4% in Österreich vor allem am Wagram, vereinzelt auch im Kamp- und Kremstal vertreten. Was den Unterschied dieser beiden namensverwandten Weine ausmacht, davon konnten sich 16 Urbanus-Weinritter am Mittwoch, den 11. Mai und 12 weitere am Donnerstag, den 19. Mai 2016 in der Vinothek VINOE in Wien 8 überzeugen. Fünf Rote und sechs Grüne Veltliner boten dabei einen guten Überblick.

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Gastgeber war diesmal - erstmalig - die Vinothek VINOE. Sie versteht sich als Spezialist für niederösterreichische Weine mit über 100 Winzern und etwa 400 Weinen im Programm. Und es ist das erklärte Ziel von Geschäftsführer Dieter Bandhauer, neben bekannten Namen auch junge, aufstrebende Winzer zu präsentieren, die ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bieten. Das zeigte sich auch bei den St. Urbanus-Veltliner-Verkostungen, die wegen des großen Interesses zweimal veranstaltet wurden, wenngleich auch bekannte Namen wie Birgit Eichinger aus Straß im Straßertale (die derzeit angesagteste Weinregion Österreichs) oder Schloss Gobelsburg aus dem Kamptal keineswegs zu den Unbekannten gehören.

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Einen guten Sortenvergleich boten die Weine von Petra und Leopold Hofbauer-Schmidt aus Hohenwarth, die 25 ha Rebfläche nördlich des Wagrams bewirtschaften. Der Rote Veltliner "Alte Reben" 2015 zeigte sich perfekt sortentypisch, mit viel Kraft und Saft am Gaumen, körperreichem Bukett mit Anklängen von Dörrobst, etwas nussig, ölig und breit und bei 13,5% vol. Alkohol, 5,7‰ Restsäure und 3,7g/l Restzucker mit viel Potential. Wie allgemein beim Massenträger Roter Veltliner wurden auch hier die Trauben stark ausgedünnt, um entsprechende Qualität zu erreichen. Die Trauben wurden handgelesen, nach zehn Stunden Maischestandzeit erfolgte die temperaturkontrollierte Spontangärung im großen Holzfass bei 21° für 27 Tage. Danach der Ausbau auf der Vollhefe bis zur Flaschenfüllung. Mit € 9,90 ein schöner, preiswerter Wein.

Im direkten Vergleich dazu der Grüne Veltliner "Alte Reben" 2015 mit ebenfalls 13,5% vol. Alkohol, 5,5‰ Restsäure und 4g/l Rstzucker. Auch hier wurden die Trauben handgelesen, der Ausbau erfolgte auch im großen Holzfass bei genau gleichen Bedingungen. Der Unterschied zeigte sich im Glas: in der Nase reife Steinobstnoten, gepaart mit Nüssen und weißem Pfeffer (sortentypisches Pfefferl), am Gaumen cremig, fü̈llig, vielschichtig, ausdrucksstark, mit stü̈tzender Säure, druckvoller, eleganter Nachhall. Um € 10,- ein vollmundiger Grüner Veltliner. Der nur noch von der "Alten Reben Reserve" 2013 (die Trauben stammen übrigens von 37 Jahre alten Rebstöcken) übertroffen wurde. Dieser GV hatte schon einen deutlich petroligen Alterston, aber immer noch das sortentypische Pfefferl, zeigte sich nussig, sehr solide, reif, gaumenfüllend.

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Ebenso interessant der Vergleich des Roten und Grünen Veltliners von Birgit Eichinger aus Straß im Straßertale. Für sie entstehen große Weine im Kopf und im Herzen. "Weiterentwicklung nicht Stillstand, Individualität statt Mainstream" sind ihr Credo. Unterstützt wird sie von ihrem Mann Christian und ihrer Tochter Gloria, die gemeinsam heute 15 Hektar in den besten Kamptaler Rieden bewirtschaften. Ihr Roter Veltliner "Stangl" 2015 wurde am 15. Oktober 2015 mit 19.5° KMW gelesen. Die Lage ist eine Südkessellage, die die Fortsetzung des Wechselbergs bildet. Sie setzt sich zusammen aus Löss-Lehmboden und sandhaltigem, kalkfreiem Ton in den verschiedensten Ausprägungen, der durch Eisenverbindungen gelb-braun gefärbt ist. Ideale Bedingungen für den Roten Veltliner. Die Trauben wurden zehn Stunden fermentiert, um seine feinen Aromen zu verstärken, anschließend wurde der Most 20 Stunden geklärt und mittels Hefe vergoren. Die Gärung dauerte 20 Tage mittels Berieselung. Danach im Stahltank ausgebaut. Mit 13% vol. Alkohol, 6,3‰ Säure und 3,3 g/l Restsüße bietet der Wein einen goldgelben Aromafruchtkorb mit Birnen, Äpfeln, Stachelbeeren, Ringlotten und ein bisschen Mango, dazu ein frisches Kräutersträußchen. Am Gaumen noch jung, fruchtig und saftig mit gutem Reifepotential. € 12,-

Danach der Grüne Veltliner "Wechselberg" 2015, ebenfalls von Birgit Eichinger. Gelesen am 6. Oktober mit 18,5° KMW am Wechselberg, der sich an der östlichen Seite des Straßertales erhebt. Die Böden sind Verwitterungsböden des Kristallins der Böhmischen Masse bzw. kristalline Schiefer. Auf Grund der Höhe des Wechselbergs bringen die Nächte eine Abkühlung der heißen Sommerluft. Das gewährleistet einen hervorragenden Ausbau von Aromastoffen in der Traube. Diese wurden ohne Fermentation sofort abgepresst und anschließend 24 Stunden vorgeklärt. Der Most wurde im Edelstahltank vergoren und anschließend gelagert. Das Ergebnis ist ein fein duftiger Klassiker mit 12,5% vol. Alkohol, 5,6 ‰ Säure und 1,1 g/l Restsüße. In der Nase minzig-pfeffrige Aromen, reifes Kernobst; am Gaumen von feiner Mineralik durchzogen, rauchiger Unterton, perfekte Balance, mundfüllend. € 10,50

Zwei Rote Veltliner gab es von Josef Fritz aus Zaussenberg am Wagram zu probieren: Der RV "Wagramterrassen" 2015, mit 13% vol. Alkohol um € 7,80 und der RV "Steinberg" 2014 mit 13,5% vol. Alkohol um € 13,- Hier gehören 20% der insgesamt 15 ha Rebfläche dem Roten Veltliner, wobei der "Wagramterrassen" ein kräftiger RV ist, der seine Herkunft nicht leugnet: pikante Nase, einige Minerailität, harmonischer sehr druckvoller Wein, Reife mit würzigem Ausklang. Der "Steinberg" wurde am 18.10.2015 gelesen, besticht in der Nase durch eine zart nussige Biskuitnote, feinem Blütenhonig, gelber Frucht. Am Gaumen mit frischer, knackiger Textur, sanften Holznoten, im Kern rund und von guter Länge. Angenehme Fruchtsüße im Nachhall, Potential für 10 Jahre.

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Dann gab es noch zwei Grüne Veltliner, und zwar "Wagramterrassen" 2015 vom Weingut Christoph Daschütz aus Mitterstockstall am Wagram und der "Steinsetz" 2014 von Schloss Gobelsburg/Kamptal.  Ersterer ein klassischer, sortentypischer Grüner Veltliner mit 12,5 % vol. Alk., frisch und blumig, etwas heller Tabak, dezent-rauchige Würze, ausgewogen. Zweiterer ein GV mit 13% vol. Alkohol, von "Falstaff" mit 89-91 Punkten ausgezeichnet. In der Nase frische Wiesenkräuter, gelber Apfel, ein Hauch von Mango. Am Gaumen saftig, feine Tropenfrucht, integrierter Säurebogen, zitronige Nuancen, mittlere Länge, tabakige Note im Abgang. Bemerkenswert noch die Tatsache, dass Schloss Gobelsburg zur „European Winery of the Year“ nominiert wurde. Und zwar "Aufgrund von Beständigkeit und Produktion unverfälschter Weine auf allen Ebenen – insbesondere die „Tradition“ Abfüllungen von Grüner Veltliner und Riesling – begründet Schloss Gobelsburg seinen Ruf auf Reinheit und Präzision." (Wine Enthusiast).

Zum Abschluss des Verkostungsabends schenkte der Prior des St. Urbanus Weinritter Konventikels Niederösterreich, Rudi Bründlmayer vom Weingut Bründy aus Feuersbrunn am Wagram, einen Grünen Veltliner "Grand Brü" (mit 14% vol. Alkohol gehaltvoll mit sehr ausdrucksstarker Frucht-Würze) und einen Roten Veltliner (mit 12,5% vol. Alkohol überraschend leicht und frisch) im direkten Vergleich ein.

In der am 19.5. durchgeführten Endbewertung siegte der Rote Veltliner "Stangl" von Birgit Eichinger mit 7:5 vor dem "Steinberg" von Josef Fritz. Und bei den Veltlinern hatten die "Alten Reben" 2013 von Hofbauer-Schmidt mit 5:4 knapp die Nase vorne vor dem "Steinsetz" von Schloss Gobelsburg. Fazit: die Grünen Veltliner zeigten sich in gewohnt guter Qualität, spritzig und pfeffrig - ganz besonders im Jahrgang 2015. Wobei die reiferen, vollmundigen Veltliner bei den Verkostern am Besten ankamen. Die Roten Veltliner zeigten sich allgemein extraktreicher, weicher und cremiger. Und sie brauchen mehr Zeit. (siehe auch "Wein zum Lesen" im Mitgliederbereich!)

Text: Christian Stöger/Hans Steiner
Fotos: Ingrid Hamersky/Christian Stöger

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