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Einen mehr als außergewöhnlichen Verkostungsabend gab es für 12 Mitglieder des St. Urbanus Weinritter Ordenskollegiums am Dienstag, den 5. Dezember 2017 im Pub Klemo auf der Margaretenstraße, von "Falstaff" als eine der besten Vinotheken Österreichs ausgezeichnet. Sie wurden in die besten Anbaugebiete des Piemont entführt: in die Region Langhe, berühmt für den Barbaresco, und in die Gemeinde Barolo, Heimat des weltberühmten gleichnamigen Rotweins aus Nebbiolo-Trauben. Wobei sich deutlich zeigte: im Alter liegt die Reife und der wahre Genuss dieser Weine!

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Los ging es mit zwei einfachen Weinen, dem Langhe Roccabella 2014 von Eugenio Bocchino mit 14% Alkohol und dem Langhe Nebbiolo 2010 von Giovanni Corino mit 13,5%. Wobei sich ersterer verschlossen und rustikal im Glas präsentierte, zweiterer als Vertreter eines guten Weinjahres und nach sieben Jahren Reife immer noch kräftig, allerdings auch füllig und lang. Preislich sind diese Weine mit € 17,90 bzw. € 18,90 im unteren Segment angesiedelt. Eine positive Überraschung dann der Barbaresco der Cooperative "Produttori del Barbaresco", der 14 kleine Winzer angehören. Ein 2008er mit 14,5% Alkohol, kräftigen Tanninen, vollmundig und lang. Um lediglich € 30,- ein gutes Preis/Leistungsverhältnis. € 59,60 kostet hingegen der Barbaresco Brich Ronchi von Albino Rocca aus dem Jahr 2000. Ebenfalls mit 14,5% zeigte er sich wesentlich reifer, mit deutlichem Gewürzaroma, Maggikraut, Zimt und ein wenig süßlich im Abgang. Der Barbaresco Brich Ronchi 1999 konnte aufgrund eines Korkfehlers nicht gewertet werden. Von schöner Reife zeigte sich hingegen der Barbaresco Rabaja 1999 von Bruno Rocca. Mit 14,5% aus einer Toplage zeigte er neben der bräunlich-roten Farbe deutliche Aromen nach Suppenwürze, präsentierte sich rund und vollmundig am Gaumen. Kostenpunkt € 64,-

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Damit waren die Barbarescos beendet. Ein Wein, der oft als „der kleine Bruder“ des Barolo bezeichnet wird. Denn die beiden Ortschaften Barbaresco und Barolo liegen kaum 20 km Luftlinie voneinander entfernt. Im Unterschied zum Barolo liegen die Hügel des Barbaresco etwas niedriger und haben eine andere Bodenbeschaffenheit, sodass der Wein weniger wuchtig und dafür samtiger wird. Er wird jedoch im Vergleich zum Barolo sehr unterschätzt. Der Barbaresco wird auch „Wein der Königin“ genannt. Die Weinberge der Barolo DOCG befinden sich hingegen auf einer Meereshöhe zwischen 170 und 540 Metern. Die spätreifende Nebbiolo-Traube wird oft erst im Oktober geerntet, wenn der Nebel (=la nebbia) in die Weinberge zieht. Die DOCG-Bestimmungen für den Barbaresco sehen eine Mindestausbauzeit von 26 Monaten, davon 9 im Holzfass vor (für Barolo 38 Monate, davon 18 im Holzfass). Um den Most durchzugären, sind zwei Saisonen nötig, daher auch diese langen Ausbauzeiten - was wiederum zu sehr langen Reifezeiten führt.

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Wovon sich unsere Runde überzeugen konnte. zumal es nun mit eher jugendlichen Barolos aus dem guten Weinjahr 2010 weiter ging. "La Morra" mit 14,5% von Elio Altare mit viel Tannin, guter Säurestruktur, reifem Pflaumenarome und sehr gehaltvoll war ein guter Einstieg. € 64,-. Der Barolo Pajana von Domenico Clerico mit ebenfalls 14,5% zeigte sich ebenfalls herb, kräftig, mit Aromen nach schwarzem Hollunder und Moos. Ein Wein um € 81,90, der seine besten Jahre noch vor sich hat. Zur servierten Pasta ein perfekter Begleiter.

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Danach dann die wirklich tollen Weine, 21 Jahre alte Barolos von Armando Parusso aus dem Jahr 1996, beide mit 14% Alkohol. Barolo Bussia um € 72,- war rund, vollmundig, reif. Ein eleganter Wein auf seinem Höhepunkt. Für so manchen aus der Verkostungsrunde der beste Wein des Abends! Barolo Mariondino um € 64,- war noch etwas eckiger, kräftiger, säurebetonter. Dieser Wein würde noch das eine oder andere Lagerjahr vertragen.

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Den Verkostungsabschluss bildeten zwei Weine aus dem Jahr 1997: Barolo Ceretta von Ettore Germano um € 52,50 mit 14% Alkohol, Aromen nach nassem Laub, Herbstwald, Moos. Am Gaumen kräftig, herb, aber sehr lang. Der Barolo von Silvio Grasso um € 59,90 hatte 14,5%, ein nahezu duftiges Aroma nach exotischen Blüten, zeiget er sich herb am Gaumen, druckvoll, lang und voll.

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Fazit des Abend Barbaresco trifft Barolo: beide Regionen bringen sehr schöne, wuchtige Weine hervor, die allerdingsihre Reifezeit benötigen. Unter zehn Jahren zeigten sich durchwegs jugendlichen Charakter, ungestüm, unbalanciert. Doch wenn es an die 20 Jahre geht, dann entfalten diese Weine ihr wahres Potenzial, zeigen sich harmonisch, elegant, ohne lasch und langweilig zu werden. Dank der langen Reifezeit wird aus den rustikalen, schwer zugänglichen Weinen ein eleganter, vollmundiger Tropfen, der zu Recht neben dem Brunello di Montalcino und dem Amarone della Valpolicella zu den italienischen Rotweinen mit dem höchsten Renommée zählt.

Text und Fotos: Christian Stöger

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