Gereifte Jahrgänge der Topwinzer aus der Wachau bescherten der illustren Runde des St. Urbanus Ordenskollegiums am Donnerstag, den 13.2.2019 einen außergwöhnlichen Hochgenuss. Junker Klaus Dieter Mulley vom Konventikel Eins hat tief in seinen Weinkeller in Scheibbs gegriffen und zehn weiße Weinkostbarkeiten zu Tage gefördert, danach gab es Barberas, Barbarescos und Barolos.
Los ging's gleich mit einem Wein aus dem Jahr 1995, dem GV Terrassen Smaragd von en Freien Weingärten Wachau. Mit 13,5% Alkohol, Goldgelb, herrlichen Fruchtaromen und so gar keinem Alterston die erste Überraschung. Honiggelb mit kräftigem Botrytisaroma zeigte sich dann der GV Smaragd "Rotes Tor" von Franz Hirtzberger aus dem Jahr 1998. Sehr dicht, sehr konzentrierte Süße, 13,5% und sehr langem Abgang.
Knoll gegen FX Pichler hieß es dann beim Jahrgang 1999, und zwar der GV Smaragd Ried Kreutles mit 13% gegen den GV Smaragd "M" mit 14%. Beides grandiose Weine, beide ein vollendeter Trinkgenuss. Das galt auch für die Jahrgänge 2000, und zwar die GV Vinotheksabfüllung Smaragd von Emmerich Knoll mit 14% und den GV Dürnsteiner Kellerberg von FX Pichler mit 13,5%. Wobei vor allem die Weine von Pichler etwas eleganter und feiner wirkten, die von Knoll erdiger, kräftiger.
Es folgten die Smaragd-Rieslinge, zuerst Knolls Loibner Smaragd 2001 mit 12,5% eher leicht im Alkohol, aber mit sehr sortentypischem Petrolton, schöner Säurestruktur und einer eleganten Finesse am Gaumen. Trinkvergnüngen pur, von der Weinzeitschrift "Vinaria" mit der Höchstnote von 5 Sternen ausgezeichnet. .
Eine ganz seltene und daher äußerst besondere Gegenüberstellung gab es dann beim Jahrgang 2000 Riesling Dürnsteiner Kellerberg Smaragd. Denn sowohl jener von Emmerich Knoll als auch jener von FX Pichler zeichneten sich durch absolute Klasse aus. Beide Goldgelb, der von Knoll mit etwas mehr Botyrtisnoten, kräftiger, der von Pichler feingliedriger, zarter. Ein Hochgenuss, der nur noch vom Rielsing Unendlich von FX Pichler aus dem Jahr 2000 übertroffen wurde. Mit 15% Alkohol ein sehr kräftiger, dichter Wein mit zarten Zitruszesten, Grapefruitaromen, deutlichem Restzucker im Finish, sehr opulent, durchwegs mit der Höchstnote bei den unterschiedlichsten Bewertungen ausgezeichnet. Einfach unendlich am Gaumen!
Der zweite Teil des Abends war den Rotweinen aus dem Piemont gewidmet. Los ging's mit den kräftigen Barbera-Weinen von Robert Urscheler, und zwar von den Jahrgängen 2004 bis 2012. Wobei die älteren Jahrgänge deutlich runder und zugänglicher waren und sich vor allem der 2004er Montferrato DOC mit 14% sehr pflaumig, kräftig und voll am Gaumen zeigte. Hell in der Farbe hingegen die drei Barbarescos, slebst jene aus den Jahren 1999 und 1990. Kräftig, mit dunklem Tannin, 26 Monate im großen Holzfass ausgebaut, davon neun im Barrique.
Vier Barolos bildeten den Abschlus dieses außergewöhnlichen Abends, wobei sich der DOCG von Gigi Rosso aus dem jahr 1985 (34 Jahre!) erstaunlich gut gehalten hat. Immer noch mit guter Säure und schönem Tannin war der Wein keineswegs alt, sondern leicht und trinkfreudig. Fazit: Alt ist bei manchen Weinen durchaus ein Vorteil, wenngleich bei diesem Match Wachau gegen Piemont sich die Qualität der heimischen Weißen haushoch von den italienischen Roten unterschied. Wachau at its best!
Text und Fotos: Christian Stöger