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Zur Neuburger-Tafelrunde trafen sich 13 ritterliche Weinfreunde am 7.6.2022 in Alfreds Weinkeller. Verkostet wurde diese autochthone und seltene Rebsorte aus Jahrgängen von 2021 bis 1979 zurück. Dabei zeigte sich: in der Jugend frisch und vollmundig, im mittleren Alter voll aufgeblüht und im höheren Alter gereift bis ungenießbar. Insgesamt hat die Verkostung der weithin unterschätzten Rebsorte aber positiv überrascht.

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Zunächst einige Fakten zur Rebsorte „Neuburger“. Sie ist eine natürliche Kreuzung aus Roter Veltliner & Sylvaner. Ihr Ursprung wird in der Wachau vermutet, denn um 1860 sollen die Winzer Christoph Ferstl und Franz Machherndl sie entdeckt haben. Soweit die Überlieferung. In Arnsdorf erinnert das ehemalige Neuburger-Denkmal (heute: NÖ-Weindenkmal) an den Ursprung dieser autochthonen Rebsorte. Mit einer stark schrumpfenden Weinbaufläche (derzeit etwa 260 ha, 1999 noch um die 850 ha) und einem Anteil von gerade einmal 0,6% an der österreichischen Weinbaufläche, fristet sie ein Nischendasein. Wenige Rebflächen gibt es noch in Tschechien, Rumänien und in der Slowakei.

Die ÖWM beschreibt typische Neuburger als kräftige, volle, milde/säurearme Weine mit dezentem Geschmack. Sie können auch würzig-blumig sein. Mit der Reife treten nussige Aromen hervor. Wovon wir uns überzeugen wollten. Gestartet wurde mit drei Weinen aus dem Jahr 2021: Altenburgers „betont“, ein Naturwein, der differenziert ankam, weil wie bei so vielen Naturweinen die Sortentypizität fehlte. Von Helmut Preisinger gab es die Ried Kalbskopf. Sie war frisch, fruchtig und fröhlich für die Sommerterrasse. Von der Domaine Wachau ein Federspiel aus dem Spitzer Graben; eher leicht, weich, samtig und zu vielen Speisen passend. Die Wachauer Reserve 2020 von FJ Gritsch überzeugte mit Kraft und jugendlichen Zugang.

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Weiter ging's im mittleren Reifealter, mit Höhen und Tiefen. Der Smaragd Gasselreith 2015 von Schneeweis zeigte mit erster Reife und leichter Botrytis weiße Blüten, Honig und grün-nussig im langen Abgang. Da zeigte sich das Potenzial dieser Rebsorte. Dann ohne Wertung von Kirschner die Reserve 2007, weil oxidiert. Hingegen sehr jugendlich, zart-nussig, weiße Tropenfrucht, etwas Säure, mit Petrolnote, etwas Blütenhonig und Würze war der 2004er Hausberg von Alphart. Übrigens damals einer der ersten mit Schraubverschlüsse (!) und 2005 als bester Neuburger der Thermenregion ausgezeichnet.

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Licht und Schatten gab's dann bei den reifen Weinen. Der Sprung ins Jahr 1997 nach Wagram zu Kolkmann, Ried Werfel, brachte einen sehr reifen Wein mit Bratapfel, Cremigkeit und Fruchtsüße. Grenzwertig oxidativ und sehr reif auch der 91er Kriegl Leopold aus Mannersdorf. Von der Winzergenossenschaft Wachau zwei 1986er im Vergleich: Zuerst der Kabinett Terrassen Spitz, in Allier-Eiche ausgebaut, überwältigte mit weißen Blüten, Ausgewogenheit, herrlicher Frische, mineralischem Touch und Länge.

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Es folgte der „Honifogl Ried Burgberg“, dem Vernehmen nach, der Ort, wo der Name Neuburger entsprang „der Neue von der Burg“. Im Vergleich mit dem Kabinett von davor doch etwas reifer, jedoch ölig, auch buttrig mit ähnlicher Länge. Möglicherweise eine schwächere Flasche. Bei gereiften Weinen sind Flaschenvariationen normal. Als „Bonuswein“ kam zusätzlich ein Burgberg 1983 von der Winzergenossenschaft Wachau. Noch frisch mit Säure, Kräuter, Würze und Anklänge von Buttermilch.

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Der älteste Wein des Abends ein Strasser Gaisberg, halbtrocken, 1979 der Winzer Krems. Extrem elegant, viel Honig, auch Haselnuss und ein schöner Abgang. Tipp: Nicht zu lange im Glas lassen, weil er filigran ist. Übrigens: Davon gibt es noch zu kaufen. Der nächste Neuburger war eine halbtrockene Auslese 1993 vom Hofstätter „1000-Eimer-Berg“. Anfangs Honigminze, Eukalyptus, reife Birne, mineralisch und langer Abgang. Schließlich von Tremmel die Auslese: süß aus dem Jahr 1991. Der Schock war seine Farbe - wie ein Rose-Wein. Auch geschmacklich unterschiedlich bewertet von markantem Süß-Säure-Spiel bis knapp doch nicht genießbar.

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Zum Abschluss spendierte Ritter Alfred Suppin noch einen 2010er „G“ vom Chateau Guiraud. Ein typisch trockener Sauternes aus 80% Sauvignon Blanc und 20% Semillon. Dann folgte aus der Wachau ein gelber Muskateller 2011 von Knoll, sehr schön und typisch mit erster Trinkreife.

Eine Schlussfolgerung der Diskussion war, dass Neuburger in der Regel doch sehr gut reifen kann und im reiferen Zustand an die Rebsorte „Weißburgunder“ mit nussig und buttrigen Noten erinnert. Danke für die mitgebrachten Weine. Für die 13 Teilnehmer*innen war das ein gelungener Abend.

Text: Alexander Heider
Fotos: Michael Puhr

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