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Der Zweigelt stand im Mittelpunkt der Verkostung des Konventikels Eins am 9.11.2022 im Ordenskeller. Die Kreuzung aus St. Laurent und Blaufränkisch entstand an der Weinbauschule Klosterneuburg vom Leiter der ersten und einzigen Bundesrebenzüchtungsstation Österreichs, Fritz Zweigelt, bereits 1922, die Setzreben kamen aber erst ab 1960 in den Verkauf. Und wurden in Österreich zur weitest verbreiteten Rotweinsorte. Zweigelt war später wegen seiner nazionalsozialistischen Überzeugungen in Verruf geraten, ebenso wie der in den 1970er Jahren nach ihm benannte Wein als Massenwein verschrien war. Zweiteres hat sich grundlegend geändert, wovon sich 15 Verkostungsteilnehmer überzeugen konnten.

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In Österreich hat der Zweigelt, auch als "Rotburger" bezeichnet,  den größten Anteil der Rotweinanbaufläche und ist somit die wichtigste Rotweinsorte in allen Weinbauregionen.  Die Sorte hat zwar geringe Bodenansprüche, erfordert aber wegen der guten Fruchtbarkeit inten­sive Laubarbeit und Ertragsregulierung.  Man kann den Wein entweder jung trinken, dann hat er die für ihn so typischen Kirscharomen. Oder als kraftvollen, im Barrique ausgebauten Wein, der hohe Qualitätsstufen erreicht. Vor allem im Carnuntum und am Neusiedlersee werden solche großen Weine vinifiziert, was auch diese Verkostung wieder unter Beweis stellte. 

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Die erste Überraschung war auch gleich der erste Wein aus 60 Jahre alten Reben aus Stammersdorf vom WG Göbel. Mit 12,5 Vol% gering im Alkohol, als Jahrgang 2010 aber immer noch überraschend gefällig, rund, mild und stoffig. Ein Zweigelt, der sich als durchaus lagerfähig zeigte. Klassisch dann der Classic 2015 aus Gamlitz mit ebenfalls 12,5 Vol%. Dass diese Rebsorte auch in der Südsteiermark ein tolles Ergebnis bringt, zeigte dieser Wein. Jung und leicht zu trinken dann der Zweigelt vom Heideboden 2020 vom WG Keringer aus Mönchhof am Neusiedlersee. Sortentypische Kirscharomen, mit leichter Holznote und 13,5 Vol%. Mit der NÖ-Goldmedaille ausgezeichnet war der Zweigelt Alte Reben 2017 vom WG Schwertführer 47 aus der Thermenregion. Leicht rosinig, Pflaume- und Weichselaromen, sehr fruchtig mit milder Säure.

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Nach vier verschiedenen Weinbaugebieten zum Auftakt blieben wir dann im Weinbaugebiet Neusiedlersee. Zwei Weine vom Bioweingut Ettl aus Podersdorf zeigten sehr eindrucksvoll, was der Zweigelt auch in reiferen Jahren zu bieten vermag. Zuerst ein Jg. 2013 DAC Reserve mit 13,5 Vol%, der sich mit Aromen nach dunklen Herzkirschen sehr harmonisch am Gaumen, dicht und sehr ausgewogen präsentierte.  Dann der selbe Wein, nur Jg. 2009, übrigens ein großer Jahrgang. Immer noch mit schönem Granatrubin im Glas funkelnd, Aromen nach Zwetschke und Kirsche, etwas rauchig, dicht, harmonisch und elegant. Ein Zweigelt, dem man seine 13 Jahre nicht anmerkte.

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19 Monate im neuen Holz war der Zweigelt Schwarz Rot 2015 aus Andau, Neusiedlersee. Mit 13,5 Vol%, 4,9 gS, 1,2 gRZ hat dieser Wein 95 A la Carte-Punkte und 93 Falstaff-Punkte erhalten. Dunkles Rubinrot, Aromen nach Kaffeebohnen, Brombeeren, schwarzen Johannisbeeren, mit schöner Tanninstruktur, opulent und dicht am Gaumen. Mit € 60,- aber auch nicht wirklich ein Schnäppchen. Im Vergleich dazu um € 8.- der Zweigelt Alte Reben 2017 vom WG Heinzl-Gettinger aus Deinzendorf im Weinviertel. Ebenfalls im Holz ausgebaut, dicht, beerig, harmonisch. Und auch der Paradewein vom WG Pitnauer aus Göttlesbrunn, der Zweigelt "Bienenfresser" 2019, 12 Monate im Barrique und auch 13,5 Vol%, überzeugte trotz seiner Jugend mit schöner Struktur, harmonischem Frucht-Säurespiel und eleganten Tanninen um € 18,-.   

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Der Spitzenrote vom WG Leth aus Fels am Wagram ist der Zweigelt "Gigama", 18-24 Monate zu 30% im neuen Holz ausgebaut. Überraschend das Alter dieses Weins, es war nämlich ein Jg. 1999, der zwar im Geruch leicht rosinig, am Gaumen aber immer noch sehr fruchtig (Preiselbeeren) war und durch Eleganz und Dichte überzeugte. Und all jene Lügen strafte, die meinen, Zweigelt könne man nur jung trinken. Lediglich der Kork hat die Jahre nicht unbeschadet überstanden und bröselte beim Öffnen. Daher war es notwenig, den Wein durch ein Sieb ins Glas zu leeren.

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Überraschungen boten dann auch zwei Süßweine, und zwar zuerst die TBA Nr. 3 vom WG Kracher aus Illmitz. Rostrot, mit deutlichen Honignoten, öliger Struktur, aber nur 9,5 Vol%, dennoch sehr opulent, aber trocken und nicht klebrig. Ein Großer Wein um rund € 50,- Sehr schön zeigte sich auch die TBA "The Red Gold" 2010 vom WG Hafner aus Mönchhof mit schönen Vanillenoten bei 11 Vol% und € 25.- Beide Weine passten ideal zur Weichseltorte von Veronika Schober, die allen sehr gut mundete.

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Ins Finale der Verkostung ging's dann mit großen Namen. Vom WG Umathum ein Zweigelt Ried Hallebühl 2009 aus 39 Jahre alten Reben, 18 Monate im Barrique ausgebaut, sehr dunkel, sehr opluent (Pilze, Schokolade) um € 45,-. Danach "The Zweigelt" 2016 vom WG Scheiblhofer aus Andau mit 14 Vol% ein kräftiger Wein mit der Stilistik der Neuen Welt (füllig, breit, stoffig). Einmal mehr zeigte sich bei diesem Weingut, dass auch Weine, die in großen Mengen produziert werden, durchaus Qualität bieten können und auch ihre Liebhaber finden.   

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Aus 50 Jahre alten Reben wurde der "Ungerberg" 2004 vom WG Stiegelmar aus Gols mit ebenfalls 14 Vol% gekeltert. 24 Monate im Barrique gereift, mit Aromen nach Amarena-Kirschen, zeigte sich dieser Zweigelt rund und voll. Den krönenden Abschluss dieser wirklich bemerkenswerten Verkostung bildete Leo Aumann aus Tribuswinkel, Thermenregion, mit dem Zweigelt "Ried Oberkirchen" 2015 mit kräftigen 15 Vol%, 5,2 gS und nur 1gRZ. 18 Monate im Barrique gereift, Granatrot mit violetten Reflexen, Kirsche- und Weichselaromen, sehr stoffig, mit sehr gut eingebundenen Tanninen, vollem Körper und langem Abgang um € 22,-

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Text und Fotos: Christian Stöger 

 

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